Stephan Schamuhn gehört zu den bekannten Gesichtern im Kreisfußball, engagiert sich seit Jahrzehnten für diesen und treibt diesen mit seinem Einsatz voran.

Der 51-jährige ist nicht nur seit 1986 als Schiedsrichter aktiv, sondern auch bereits fast 25 Jahre im NFV-Kreis, mit kurzer Unterbrechung, tätig. Dabei engagiert sich Schamuhn nicht nur im Fußball ehrenamtlich, sondern ist außerdem noch im Karnevalsverein Lauenberg und bei den Lauenberger Sollingmusikanten aktiv. Eine Menge zu tun für Schamuhn, der seit 2016 der Vorsitzende des Kreis-Jugendausschuss ist und heute Rede und Antwort im Interview der Woche steht.

SNNE: Kreisjugendausschussvorsitzender, stellvertretender Vorsitzender im NFV-Kreis, Schiedsrichter, Karneval, Musikzug. Wie schaffst du das alles unter einen Hut zu bekommen? 

Schamuhn: Ja, es ist mitunter nicht immer einfach, wobei speziell der Lauenberger Karneval ja eher eine zeitlich begrenzte Aufgabenperiode ist, in der dann aber durchaus einiges an Vorstandsarbeit anfällt. Die Digitalisierung hilft einem hier schon etwas, aber gerade Sitzungen bzw. Termine, die man eben nicht von zu Hause auch machen kann, müssen schon koordiniert werden. Ein schon extremes Beispiel war der Freitag vor dem 3. Advent. Dort habe ich einen Weihnachtsmarktbesuch mit Freunden so gelegt, dass ich zugleich an dem Abend auch noch eine kleine Ehrung in Einbeck vornehmen konnte.

SNNE: Was sind deine Aufgaben beim NFV-Kreis? Was motiviert dich sich für diesen zu engagieren? 

Schamuhn: Ich opfere, im Gegensatz vielleicht zu einigen anderen Personen, die egal ob in (Sport-)Vereinen, Institutionen oder gar Parteien aktiv sind, NICHT meine Freizeit, um mich hervorzuheben, auch wenn sich eine gewisse Präsenz an der einen oder andere Stelle eben schlicht und ergreifend durch die jeweilige Aufgabe ergibt. Mein Antrieb ist es zum Beispiel im Jugendfußball, dass ich durch meine Arbeit dazu beitrage, dass Kinder und Jugendliche eben Fußball spielen können. Sicherlich sind die Trainer und Betreuer sehr wichtig, aber ohne eine koordiniere Stelle wäre eben kein Spielbetrieb möglich. Das gilt dann analog für meine Spielleitungen als Schiedsrichter. Ein Amt, was sicherlich nicht sehr reizvoll, aber eben für den geordneten Spielbetrieb unerhört wichtig ist. 

SNNE: Welche Entwicklung nimmt der Jugendfußball zukünftig? 

Schamuhn: Hier möchte ich zunächst unterteilen in die älteren und jüngeren Altersklassen. Bei den jüngsten Kickern werden wir vermutlich auch in den nächsten Jahren noch ausreichend „spielwillige“ Kicker haben. Hier ist mitunter das größere Problem, dass es nicht genügend und möglichst qualifizierte Trainer und Betreuer gibt. Zudem braucht man künftig durch die neue Spielform „Kinderfußball“ auch nicht mehr sieben bis zehn Spieler für eine Mannschaft, da dort in kleineren Einheiten gespielt wird. Leider ist der Kreis Northeim-Einbeck bzgl. der Einführung, Umsetzung und Verbreitung dieser neuen Spielform noch nicht so weit, wie es sein sollte und gewünscht ist. Hier gilt es noch mehr Überzeugungsarbeit zu leisten.

In den älteren Bereichen gibt es landesweit die größten Probleme, die auch vor uns keinen Halt machen. Immer weniger Jugendliche bei dann größer werdenden Mannschaften. Als Folge hieraus gibt es ja auch seit Jahren schon die Option von 9er-Mannschaften in der A- und B-Jugend, um so zumindest einem kleineren Kader noch die Möglichkeit zur Teilnahme am Spielbetrieb zu verschaffen. Zudem – das ist meine persönliche Meinung – halte ich den vor vielen Jahren getroffenen andere Zuschnitte der Altersklassen auch weiterhin für falsch! Je nach Geburtstag kann es sein, dass ein Spieler, der 19 Jahre alt ist, doch noch A-Jugend spielen kann. Viele Spieler aus diesem Altersbereich wollen dann aber doch lieber bei den Herren mitspielen und fehlen dann dem A-Jugendbereich, zumal in der Bundesliga sogar schon 16-jährige im Herrenbereich auflaufen.

Für alle Altersbereiche sehe ich zudem leider auch eine negative Entwicklung, die unbedingt und wie auch immer gestoppt werden muss. Ich meine die immer häufiger werdenden unschönen Dinge auf und neben dem Spielfeld, die dazu führten, dass wir sogar Vorfälle aus der D- oder F-Jugend schon an das Sportgericht abgeben mussten. Dass das nicht nur im Kreis Northeim-Einbeck, sondern landesweit so der Trend ist, ist leider nur ein schwacher Trost.

SNNE: Der Nachbarkreis Holzminden steht vor einer Fusion mit Hildesheim. Wie ist unser Kreis aufgestellt und kann dieser auch langfristig alleine agieren? 

Schamuhn: Noch können wir für alles Altersklassen im Kreis Northeim-Einbeck einen eigenständigen Spielbetrieb anbieten. Allerdings sieht es in der B- und A-Jugend seit Jahren schon nicht mehr so gut aus und eine Staffel mit nur vier bis fünf Teams sehe ich auch nicht wirklich als gelungen an. Ich bin daher auf jeden Fall seit Jahren schon für ein gutes Miteinander mit den Nachbarkreisen, was unter anderem dazu führte, dass in den letzten Jahren immer mal wieder Teams aus unmittelbar an das Kreisgebiet Northeim-Einbeck angrenzende Vereine bei uns mitgespielt haben. Der gute und auch persönliche Kontakt zu den Entscheidungsträgern in den Nachbarkreisen besteht auf jeden Fall. Bezüglich der Mannschaftszahlen hat der Kreis Göttingen-Osterode übrigens die Besonderheit, dass viele Jugendteams eher auf Bezirks- und Verbandsebene spielen und dadurch kaum noch Mannschaften für die Kreisliga bleiben. Auf der anderen Seite bringen größere Regionen unter anderem auch längere Fahrtstrecken mit sich, was allerdings im Mädchenfußball seit vielen Jahren schon der Fall und ohne Alternative ist. Was mittel- bis langfristig wird, vermag ich nicht zu sagen, aber es ist schon ein durchaus deutliches Zeichen, dass der NFV-Kreis Northeim-Einbeck dann demnächst nur noch von Groß-Kreisen wie Hildesheim-Holzminden, Nordharz, Göttingen-Osterode oder auch im hessischen Bereich umgeben ist.

SNNE: Du bringst als Schiedsrichter viel Erfahrung mit, hast unter anderem Oberligaspiele gepfiffen. Wie lange pfeifst du noch und welchen Tipp kannst du jungen Schiedsrichtern geben? 

Schamuhn: Zumindest das 40-jährige Jubiläum (2026, Anm. d. Red.) möchte ich auf jeden Fall noch erreichen. Was dann kommt, muss man sehen, zumal für mich einmal die Akzeptanz durch die Vereine und Spieler aber eben auch die eigene körperliche Situation wichtig und ausschlaggebend ist. Sicherlich werde ich auch nicht überall „geliebt“, aber grundsätzlich kann ich mich auf allen Plätzen in unserer Region noch sehen lassen. Was mir seit fast zwei Jahren auch durchaus wieder mehr Spaß an den Spielleitungen gemacht hat, ist die gesteigerte Zahl von Austauschspielen, insbesondere im Kreis Holzminden. Dort gibt es doch noch viele Sportplätze, die ich bisher nicht kannte. Dieser Umstand macht dann eine SR-Ansetzung zusätzlich noch etwas interessanten und reizvoller. Ich bin daher den Verantwortlichen im eigenen aber auch den benachbarten Kreisen für diese Möglichkeit sehr dankbar.

Den jüngeren SR gebe ich den Rat, sich vor allen Dingen nicht von den leider immer stärker werdenden Unsportlichkeiten der Spieler und Zuschauer von ihrem Weg anbringen zu lassen, gleichwohl aber nach jedem Spiel eine kritische Eigen-Rückschau zu machen. Selbst ich überlege immer wieder, was man künftig anders und besser machen kann. Klar strukturiertes Denken und Handeln ist für einen Schiedsrichter wichtig. Sofern möglich zudem bei möglichst vielen und unterschiedlichen Schiedsrichter auch mal an der Linie zu stehen und dabei neben den eigentlichen Aufgaben im Spiel auch den Schiedsrichter selbst im Auge zu behalten. Dabei – und das hat mir mal ein älterer SR-Kollege gesagt – dann nicht diesen Schiedsrichter bei eigenen Spielen zu kopieren, sondern lediglich die gewonnenen Erkenntnisse auf sich selbst zu übertragen und den eigenen Weg zu verfestigen.

Danke Stephan. Eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch!