Am vergangenen Freitag setzte der SC Schoningen gemeinsam mit seinen Partnervereinen ein starkes Zeichen: Rund 40 Eltern, Trainer, Übungsleitende und Verantwortliche aus dem Uslarer Land folgten der Einladung in die Turnhalle, um an der Auftaktveranstaltung „Verein(t) gegen sexualisierte Gewalt im Sport“ teilzunehmen.

Gleich zu Beginn machte Jörg Grabowsky in seiner Begrüßung klar, warum das Thema dringend auf die Agenda gehört: „Schweigen schützt die Falschen. Nur Transparenz und klare Regeln schützen Kinder und Jugendliche – aber auch unsere Trainerinnen und Trainer.“

Ganz besonders begrüßte er zwei Gäste, die ihre Expertise einbrachten: Stefan Zöll vom Kreis-Sportbund und zweiter Vorsitzender der Sportjugend, der mit der TSG Düderode/Oldenrode den Zertifizierungsprozess als erster Verein im Landkreis erfolgreich durchlaufen hat. Und Theresa Gries vom Kinderschutzbund Northeim, die eindringlich über Hintergründe und Zahlen zu sexualisierter Gewalt sprach.

Missbrauch ist kein fernes Problem

Grabowsky machte deutlich, dass Übergriffe nicht nur in den Schlagzeilen großer Zeitungen vorkommen, sondern auch mitten im Vereinsleben passieren können. Aus seiner beruflichen wie auch privaten Erfahrung berichtete er von Fällen, die in den letzten zwei Jahren selbst im Sportumfeld aufgetreten sind. „Umso wichtiger ist es, dass wir Strukturen schaffen, die Kinder schützen, Eltern und Übungsleiter entlasten und potenziellen Tätern zeigen: Hier habt ihr keine Chance.“

Seine Ziele formulierte er klar:

Alle mitnehmen: Eltern, Trainer und Verantwortliche sollen wissen, was zu tun ist. Übungsleitende schützen: Körperkontakt im Training ist normal und wichtig – er darf nicht mit Übergriff gleichgesetzt werden.

Zertifizierung erreichen: Der SC Schoningen mit seinen Spielgemeinschaften will die offizielle Auszeichnung „Verein(t) gegen sexualisierte Gewalt im Sport“ erlangen.

Zahlen, die erschüttern

Theresa Gries machte in ihrem Vortrag deutlich, wie groß die Dimension des Problems ist. Sie verwies auf die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Über 18.000 registrierte Opfer sexualisierter Gewalt, die allermeisten davon Kinder im Alter von 6 bis 14Jahren. „Rein statistisch sitzen in jeder Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder“, so Gries.

Gerade der Sport, als beliebteste Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen, habe eine besondere Verantwortung. Nähe, Vertrauen und körperlicher Kontakt gehörten dazu – umso wichtiger sei eine „Kultur der Achtsamkeit“.

Handlungsfelder für Vereine

Im zweiten Vortrag stellte Stefan Zöll die Bausteine des Schutzkonzeptes des Landessportbundes Niedersachsen vor. Innerhalb von zwei Jahren müssen Vereine sechs Schritte umsetzen – von klaren Verhaltensregeln über die Benennung von Vertrauenspersonen bis hin zu verbindlichen Verfahren im Verdachtsfall. Unterstützt werden die Vereine dabei von Tandems aus Sportjugend und Kinderschutzbund.

Die Auszeichnung ist für vier Jahre gültig und kann verlängert werden. „Dieses Zertifikat ist kein Papier für die Schublade – es ist ein sichtbares Signal: Wir schützen unsere Kinder aktiv“, betonte Zöll.

Ein starkes Votum für den Kinderschutz

Am Ende stellte Jörg Grabowsky die entscheidende Frage: „Was machen wir mit all diesen Informationen?“ Die Antwort aus der Runde war eindeutig: „Natürlich machen wir das!“

Damit hat der SC Schoningen gemeinsam mit der HSG Schoningen/Uslar/Wiensen, der JSG Weser/Solling, der LG Solling und der SG Rehbachtal den Startschuss gegeben. Der Verein wird nun die nächsten Schritte auf dem Weg zur Zertifizierung gehen und damit als dritter Verein im Landkreis Northeim ein klares Signal setzen.

Zudem sollen Wege gefunden werden, wie auch kleinere Vereine aus dem Uslarer Land von den Strukturen profitieren können – und wie der Stadtjugendring Uslar sich aktiv einbringen kann.

Fazit: Die Auftaktveranstaltung hat gezeigt: Das Uslarer Land schaut nicht weg. Eltern, Trainer und Verantwortliche ziehen an einem Strang, um Kinder und Jugendliche im Sport zu schützen. Denn: Schweigen schützt die Falschen – Handeln schützt die Kinder.

Bild: Die Akteure gegen sexualisierte Gealt: Jörg Grabowsky (Vorsitzender SC Schoningen) Theresa Gries (Kinderschutzbund Northeim) und Stefan Zöll (Sportjugend)

Text/Foto: SC Schoningen