Seit fünf Jahren spielt der SSV Nörten-Hardenberg in der Landesliga. Diese Saison wird es wohl vorerst die letzte Spielzeit in der Klasse sein, selbst wenn man es sportlich schaffen sollte. 

Durch die Rückkehr von zahlreichen Ex-Oberligaspielern zu ihrem Heimatverein und auch starke Neuzugänge spielte der SSV in dieser Zeit eine gute Rolle in der Landesliga und löste sogar zwischenzeitlich den FC Eintracht Northeim als Nummer 1 im Kreis ab. Gekrönt wurde die Zeit mit dem Bezirkspokalsieg 2023 gegen den MTV Wolfenbüttel. 

Nun zwei Jahre später sieht es an der Bünte nicht mehr so rosig aus und das obwohl der Verein weiterhin gesund ist und nicht in eine finanzielle Schieflage geraten ist, wie es oftmals so ist, wenn es mit Fußballvereinen bergab geht. Bereits vor der laufenden Saison haben Julian Keseling, Christian Horst, Dominik Hillemann, Philipp Bruns, Melvin Zimmermann, Thorben Rudolph und Linus Baar aufgehört. Nicht nur reichlich Erfahrung sondern auch eine Menge Qualität ist dem SSV dabei abhanden gekommen, auch wenn bis auf Baar alle Spieler bereits in der laufenden Spielzeit schon wieder ausgeholfen haben. 

Dass man die Ü30-Spieler nicht eins zu eins ersetzen konnte, war bereits im Vorfeld klar, doch der SSV verpasste es schon vor der Saison adäquaten Ersatz zu verpflichten, um gut gerüstet für die Spielzeit zu sein. Gerade im zentralen Defensivbereich sind die Nörtener dünn besetzt und mit wenig Erfahrung in die Saison gegangen. Die 62 Gegentore (drittschwächste Abwehr) sprechen genauso für sich, wie die Tatsache, dass die Stamminnenverteidigung in der Rückrunde mit Silvan Steinhoff (Linksverteidiger) und Tobias Stief (6er) zwei Spieler bilden müssen, die dort normalerweise nicht zuhause sind. Trotz des dünnen Kaders holt der SSV-Coach Kevin Martin das Maximale aus der Truppe heraus, so dass sie aktuell noch nicht auf einem Abstiegsplatz stehen. Mit Nils Hillemann (19 Tore) und Lucas Duymelinck (13 Treffer) hat der SSV aber weiterhin auch ein Torjägerduo, welches seine Qualität unter Beweis stellt und ein Mitgrund für die „gute“ Platzierung sind.

Fehlendes Spielerpotential aber auch unzureichendes Scouting

Ein anderer Grund ist aber auch, dass das Spielerpotential in den vergangenen Jahren enorm abgeebt ist und die beiden größten Jugendförderer aus Südniedersachsen FC Eintracht Northeim und der 1. SC Göttingen 05 oftmals auf den eigenen Nachwuchs setzen, statt sich extern irgendwo zu bedienen. Ein Problem, dass der SSV somit aus Northeim oder Göttingen keine Spieler mehr bekommt und mit dem eigenen Nachwuchs in der Kreisliga das natürlich Kadertechnisch nicht auffangen kann. Zudem ist der Nachbar und Ligakonkurrent Bovender SV dann auch im Scouting wacher gewesen und konnte mit Jannes Metje, Max Stänger, Niklas Durau und Tim Hillebrandt vier vielversprechende Spieler aus dem Kreis Northeim in den vergangenen beiden Jahren verpflichten. Zuvor waren auch schon Dennis Falinski (Eintr. Northeim II) und Jan-Niklas Blum (SV Moringen) zum BSV gewechselt. Alles Spieler, die eine neue Generation auch in Nörten hätten bilden können.

Am Ende ist die Platzierung in der Landesliga aber wohl auch egal, da der SSV-Vorstand laut SNNE-Informationen frühzeitig (bereits in der Winterpause) entschieden hat, freiwillig in die Bezirksliga zur Saison 25/26 zurückzuziehen.  „Wir sind noch in finalen Gesprächen. Aktuell können wir noch keine Stellungnahme abgeben“, möchte sich der zweite Vorsitzende Michael Horst auf SNNE-Anfrage noch nicht zu den Spekulationen äußern.

Denn die Kaderqualität wird im Sommer nicht besser: Anfang Mai hat der SSV bisher erst acht Zusagen für die kommende Saison. Die Abgänge von Aron Döhne, Tim Armbrecht (beide SG Lenglern), Bent Friebe und Leon Rüffer (beide SG Rehbachtal, auch in der Kreisliga) sind nach Sportnews-Informationen besiegelt. Noch dazu wird Kapitän Dennis Zeibig aufhören und auch Top-Torjäger Nils Hillemann überlegt noch, ob er weiterspielen wird. Eine Fortsetzung scheint aber in der Bezirksliga wahrscheinlicher als in der Landesliga. Die SSV-Verantwortlichen sind bemüht einen vernünftigen Kader zusammenzustellen, dabei hagelt es aber, trotz finanziellen Mitteln, auch eine Absage nach der anderen. Auch die Trainerfrage scheint noch nicht endgültig geklärt: In der Gerüchteküche kursieren mit Yusuf Beyazit (soll auch mit Sparta weit sein) sowie Gerbi Kaplan (wird Trainer bei Gleichen) zwei Namen, die an der Bünte als Trainer gehandelt werden. Beide sind mit dem SSV-Vorsitzenden Julian Keseling gut befreundet. Auch der aktuelle Coach hat seine Bereitschaft gegeben, dass er auch in der nächsten Saison den SSV trainieren würde.

Wie es weiter geht, steht noch in den Sternen. Auch dass die zweite Mannschaft des SSV Nörten-Hardenberg in der kommenden Saison noch in der Kreisliga spielt, scheint nach aktuellem Stand nicht allzu wahrscheinlich. Das Worst-Case-Szenario wäre sogar eine komplette Abmeldung der Zweiten.

Komplizierte Lage: Welche Auswirkungen hätte das auf die Bezirksliga?

Zunächst erstmal keine, da der SSV bei Nichtmeldung als erster Absteiger feststehen würde, das ihn ja sowieso auch sportlich noch treffen könnte. Dennoch ist die Lage in der Bezirksliga sehr kompliziert. Der Bezirk will erneut auf die Sollzahl von 64 Teams auf vier Ligen (16 pro Liga) kommen. Sollte der SSV freiwillig zurückziehen und auch TuSpo Petershütte (aktuell auf dem Abstiegsplatz) absteigen, könnte es dazu führen, dass es sogar fünf Bezirksliga-Absteiger geben wird. Sollte es mit Northeim oder SVG Göttingen (aktuell eher unwahrscheinlich) ein weiteres Team treffen, wären sogar sechs Absteiger möglich. Wenn aber eine andere Staffel unterbesetzt (weniger als 16 Teams haben) ist, könnten Teams aus der Staffel 4 in die Staffel 3 umverteilt werden. Den Bezirksligisten ist in diesem Jahr zu raten, so viele Punkte wie möglich gegen den Abstieg zu holen.