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Mit Helmut Söhnholz hat SNNE eine wahre Legende ins Interview der Woche gekriegt. Der sympathische Schiedsrichter hat mittlerweile weit über 3.000 Spiele gepfiffen. Im Interview berichtet er, was ihn immer noch antreibt zu pfeifen, warum er einen hohen zusätzlichen Aufwand auf sich nimmt und eine Geschichte von Rudi Völler.
Der 82-jährige hat am 1. Oktober 1972 als Schiedsrichter angefangen und führt somit seit über 50 Jahren den Job als Unparteiischer mit Herz und Leidenschaft aus. Dabei wohnt Söhnholz mittlerweile in Kassel-Vellmar, ist trotzdem unserem Fußballkreis treu geblieben und richtet auch eine kleine Liebeserklärung an diesen und die Leute die dort aktiv sind.
SNNE: Hallo Helmut. Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst. Du bist Schiedsrichter aus Leidenschaft. Was treibt dich an auch im hohen Alter noch als Schiedsrichter unterwegs zu sein?
Söhnholz: Das ist ganz einfach. Ich hatte 1985 eine schwere Bandscheiben-Operation in Seesen, sonst wäre ich rechtsseitig gelähmt gewesen. Da bin ich in der Nacht noch operiert wurden und da hat mir den nächsten Morgen ein Arzt gesagt, den Namen werde ich nie vergessen, Herr Söhnholz machen sie keine Reha, gehen sie zum Therapeuten und kehren sie bitte auf den Sportplatz zurück. Pfeifen sie so lange sie können, ihr Körper wird es ihnen danken. Und der hat recht gehabt, das kannst du mir glauben. Es hat mir früher gut getan und tut mir auch heute noch gut zu pfeifen.
SNNE: Das glaube ich dir nicht nur, sondern sieht man dir ja auch an. Gibt es denn noch zusätzlich was, womit du dich fit hälst?
Söhnholz: Die Schiedsrichterei und die Gartenarbeit halten mich fit. Wir haben hier einen relativ großen Garten.
Mit deinem Wohnort nimmst du einen großen zusätzlichen Aufwand auf, um Spiele in unserem NFV-Kreis pfeifen zu können. Wieso bleibst du unserem Kreis treu?
Söhnholz: Natürlich hätte ich auch hier pfeifen können. Ich bin es aber gewohnt, wo ich angefangen habe, dass ich da auch bleibe. Ich kenne im NFV-Kreis Northeim/Einbeck alles: Von Spielern von der Jugend bis hin zur alten Herren, das ganze Umfeld und ich wollte das einfach nicht missen. Das ist einfach schön, dass mich jeder kennt aber ich auch die Leute alle kenne. Jedes Spiel, das ich pfeifen darf, ist einfach herrlich. Und es hat sich mittlerweile eingebürgert, dass ich die Fahrtstrecke auf mich nehme. Finanziell ist es so geregelt, dass die Fahrtkosten ab der Kreisgrenze abgerechnet werden und natürlich nicht schon ab Kassel.
SNNE: Du hast mir vor zwei Jahren mal erzählt, dass du so lange du die Leistungsprüfung der Schiedsrichter noch schaffst, weiter pfeifen wirst. Woher entwickelst du den Ehrgeiz?
Söhnholz: Wieso soll ich etwas nicht machen, was mir gut tut. So lange ich die Leistungsprüfung noch schaffe, also die dritte Kategorie, die mache ich ja noch Locker vom Hocker, pfeife ich auch weiter. Ins Sofa setzen kann ich mich irgendwann sowieso, das kommt von ganz alleine. Wenn ich das Wochenende Zeit habe, dann fahre ich los. Am Ende ist ja auch nicht das Alter entscheidend, sondern wie ein Mensch sich fühlt.
SNNE: Auf dem Platz geht es manchmal rauer zur Sache. Kommen Anfeindungen gegen Schiedsrichter aus deiner Sicht zu häufig vor oder hält sich das bei uns im Kreis in Grenzen?
Söhnholz: Die Hemmschwelle der Spieler ist im Vergleich zu früher nach unten gegangen. Wir waren früher auch keine Waisenknaben, aber heute wird ja über alles diskutiert und jeder ist schlauer. Das ganz Schöne wie früher ist heute leider nicht mehr so. Die Aggressivität und die Anfeindungen sind mehr geworden. Ich habe im Sommer auch ein C-Jugend-Spiel gepfiffen, wo ich Anfeindungen erlebt habe. Da habe ich ihm deutlich gemacht, dass er die Sperenzien nicht mit mir machen kann. Aber stell dir mal vor, da ist ein 16- oder 17-jähriger. Der wird von Oma, Opa, Pate zerpflückt und wir sind dann die Person als Schiedsrichter los. Das geht einfach nicht.
SNNE: Hast du einen Ratschlag an junge Schiedsrichter?
Söhnholz: Das ist schwierig zu beantworten, denn jeder Mensch ist anders. Der eine ist empfindlich, der andere schüttelt es ab. Da muss jeder selber auf seine Art und Weise mit zurecht kommen. Ich muss als Schiedsrichter fähig sein Kritik einzustecken. Und wenn ich nicht fähig bin, Kritik hinzunehmen, dann habe ich ein Problem als Schiedsrichter. So lange Menschen Entscheidungen treffen müssen, egal in welcher Sportart, wird es immer dazu kommen, dass man es nicht allen Recht machen kann. Denn Menschen machen Fehler und das ist normal. Und damit muss ich leben.
SNNE: Es gibt eine Geschichte über eine handsignierte gelbe Karte von Rudi Völler. Die würde ich und die Leser natürlich auch gerne einmal hören.
Söhnholz: Woher weißt du das denn? (erstaunt) Ich habe vor 30 Jahren in Eschershausen bei Uslar ein Altherrenspiel gepfiffen, wo Rudi Völler als Aushängeschild von Fujifilm eingeladen wurde. Und ich erinnere mich noch gut, dass das erste war, was er sagte: Schiri, wo gibts denn hier Kaffee und Kuchen? Dann meinte ich zu ihm, wir wollen doch hier aber Fußball spielen. Völler sagte dann, nee nee erstmal Kaffee und Kuchen. Dann habe ich ihn dahin geschickt und er hat mir meine gelbe Karte unterschrieben. Irre Geschichte. Völler war ein total bodenständiger Mensch. Der war so wie wir beide – ganz normal.
SNNE: Danke Helmut für deine Zeit. Bleib so wie du bist und mach weiter so.