Die Zahl der Schiedsrichter ebbt nicht nur im NFV-Kreis Northeim/Einbeck sondern im gesamten Bundesgebiet gravierend ab. Aber wieso ist das eigentlich so? Zwei Vorfälle am vergangenen Wochenende spielen dabei auf jeden Fall eine Rolle. 

Aufgrund des Schiedsrichtermangels haben die aktiven Schiedsrichter gleich mehrere Partien in der Woche zu leiten, um dem Spielbetrieb eine neutrale Spielleitung zu gewährleisten. Kürzlich wurde erst eine Gruppe mit den Vereinen eingerichtet, damit frühzeitig darüber informiert werden kann, wenn kein Schiedsrichter angesetzt wird. Die Zahl wird auch nicht mehr steigen, wenn man sich zwei Vorfälle am vergangenen Wochenende zur Gemüte führt.

Bei einem Kreisligaspiel eskalierte die Situation nach Spielschluss. Nachdem sich ein Verein ungerecht behandelt gefühlt hat, ging der Trainer und ein Spieler auf den Spielleiter zu, bepöbelten ihn und kassierten nach Spielschluss zwei rote Karten. Als der Schiri dann Richtung Kabine gehen wollte, kam ein älterer aggressiver männlicher Zuschauer auf ihn zu und erhob seinen Regenschirm. Daraufhin schob der Schiri den Zuschauer zur Seite, da er sich bedroht gefühlt hat. Es folgte ein Handgemenge mit mehreren Personen, woraufhin der Schiedsrichter eine leichte Verletzung am Arm davon trug. Zuschauer der gegnerischen Mannschaft schritten ein und beschützten den Schiedsrichter. 

Bei einem Spiel der 1. Kreisklasse war es zunächst ein Trainer, der sich mit einem respektlosen Ton gegenüber dem Schiedsrichter äußerte. Doch nicht genug: Der Trainer betrat wiederholt das Spielfeld und ignorierte die Anweisungen des Spielleiters. Als er dann noch einen Kühlakku warf, stellte ihn der Schiedsrichter mit der roten Karte vom Platz. Nach Spielschluss kam dann ein Spieler auf den Schiedsrichter zu, bedrohte ihn verbal und als auch dieser die rote Karte erhielt, warf er mit einem Schienbeinschoner in Richtung des Schiris, der ihn allerdings knapp verfehlte. Auch in diesem Fall stellten sich Spieler der gegnerischen Mannschaft schützend vor den Spielleiter. Beide Fälle gehen jetzt vor das Sportgericht!

Ein Kommentar

Unzufriedenheit über Schiedsrichterentscheidungen zu äußern ist das eine, aber dass Schiedsrichter mittlerweile nach dem Spiel körperlich angegriffen werden und sich Bedrohungen aussetzen müssen, damit ist eine neue Ebene erreicht. Da steht ein Mensch alleine auf dem Platz und versucht seine beste Leistung an dem Tag abzurufen. Genau wie es die 22 Akteure auf dem Feld auch versuchen. Fehler und nicht immer richtige Entscheidungen gehören auch beim Schiedsricher dazu, die dann auch mal spielentscheidend ausfallen können, aber noch lange kein Grund ist den Schiedsrichter gewalttätig entgegen zu treten. Oder bedroht ihr auch euren Torwart, wenn er einen Fehler macht der zu einer Niederlage führt?

»Wir haben alle Spaß an diesem Sport und sind nun mal auch alle nur Amateure«, hat ein betroffener Schiedsrichter nach den Vorfällen geäußert. Und das ist der entscheidene Satz, über den man sich genauer Gedanken machen soll. Emotionen hin oder her. Kein Mensch ist ohne Fehler. Wenn man Kreisliga/Kreisklasse spielt, darf man keine Bundesliga erwarten.

Die beiden Vorfälle haben einmal mehr gezeigt, wohin es mit dem Amateurfußball geht. Es wird langsam Zeit, dass im gesamten NFV-Kreis ein Umdenken stattfindet, dass unser geliebter Sport auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten aufrecht erhalten werden kann. Auf Hilfe vom DFB oder NFV brauchen wir nicht zu warten. Es liegt an uns Spielern, Funktionären und Zuschauern unser aller Lieblingssport zu retten. Der Amateurfußball findet sich gerade in der größten Krise überhaupt. Es liegt an uns, ob wir neue Ideen entwickeln und respektvoller miteinander umgehen, um den Sport zu retten. Oder wir machen so weiter, lassen es laufen und wundern uns ins fünf Jahren, dass es keine Schiedsrichter, keine 2. Kreisklasse und keine Nachwuchsspieler mehr gibt.