Puh, das war harte Arbeit für Youngster Justin Engel (Foto) bei den Bikeleasing.de-Open in Uslar. Der 16-Jährige musste sich gegen den zehn Jahre älteren Jannik Opitz kräftig strecken, ehe er nach 2:15 seinen fünften Matchball im Tie-Break 11:9 und zum 4:6, 6:2, 7:6-Erfolg verwandelte.

Mit den vielen Slices und Stopps seines Gegners, eigentlich mit der gesamten Spielweise, hatte der U16-Europameister, zunächst große Probleme. „Nicht mit der Brechstange“, rief ihm dann Bundestrainer Jan Velthuis zu, der zwischen zwei Courts pendelte, auf dem anderen spielte gerade mit Vincent Marysko ein weiterer seiner Schützlinge. Das 6:2 war dann recht deutlich, Opitz aber ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und spielte weiter ganz cool durch. Auch vier Matchbälle seines jungen Kontrahenten brachten ihn kaum aus der Ruhe. Im Gegenteil: Bei eigenem Matchball bei 8:7 versuchte es erneut mit einem Stopp. Klappte nicht, der „Nachahmer“ von Engel beim 9:8 war dann eher unfreiwillig. „Da ist mir eine Saite gerissen“, erklärte er später, normalerweise geht er in solchen Situationen nicht ins Risiko: „Das ist nicht meine Art.“ Der letzte Satz, so Justin Engel, war totaler Kampf: „Jetzt bin ich einfach nur glücklich.“ Der „Scheibenwischer“, den Jannik Opitz nach dem Matchball zeigte, war natürlich nicht für seinen Gegner bestimmt, sondern für sich. Hatte auch er den Sieg doch kurz in der Hand.

Jetzt darf er noch einen Tag bleiben. Und die Freude darüber ist riesengroß. Nachdem Michel Hopp seinen zweiten Matchball gegen die Nummer eins der Setzliste, Lorenzo Joaquin Rodriguez zum glatten 6:3, 6:1 verwandelt hatte, flog erst der Schläger in die Höhe und dann fast ungläubiges Staunen. 1579 Plätze liegen in der Weltrangliste zwischen dem Argentinier (476) und dem Erfurter. Auf dem Bikeleasing.de-Court war davon nichts zu spüren. Rodriguez fand überhaupt kein Mittel. Hopp, der mit dem Einzug ins Viertelfinale seinen bisher größten internationalen Erfolg feierte. „In bin sehr zufrieden“, sagte Thüringens Verbandstrainer Sören Werner, der eigens zum Match angereist war. „Die Leistungen haben nach der langen Verletzungspause letztes Jahr schon länger wieder gestimmt, jetzt stimmen auch die Ergebnisse.“

Auch bei Maik Steiner stimmen in Uslar die Ergebnisse. Der 30-jährige Erbacher ist im Gegensatz zu vielen anderen im Profibereich ein ‚„Spätberufener“. Er spielt zwar schon seit dem sechsten Lebensjahr Tennis (beide Eltern sind Tennislehrer), als Profi ist er allerdings erst seit seiner Collegezeit an der Western Michigan University unterwegs. Stetig geht es für ihn nun höher, ist hier Position sechs gesetzt (ATP 769). Gegen den Tschechen Stepan Baum ging es für Maik gestern relativ zügig. Im Viertelfinale trifft er nun auf Mika Petkovic (17).  Der junge Reinbeker setzte seine zurzeit starken Eindrücke auch im Achtelfinale fort. Gegen Adrian Oetzbach gewann Mika mit 6:2, 6:4. Das wird dann erneut so ein spannendes Spiel zweier „Generationen“. Ein deutscher Spieler steht auf jeden Fall jetzt schon im Endspiel, den vier Deutsche spielen im oberen Turnierbaum einen der Finalisten aus.

Am Freitag geht es am Försterweg um 12 Uhr mit den Viertelfinals im Einzel und den Halbfinals im Doppel weiter. Dort spielen Andre Steinbach/Araon James Williams, Lars Johann/Milan Welte und Taym AlAzmeh/William Matthew Donald und Lautaro Agustin Falabella/Lorenzo Joaquin Rodriguez um den Einzug ins Finale.

Foto/Text: Bikeleasing-Open